Dickmaulrüssler

Dickmaulrüssler Schädling

Ein Dickmaulrüssler auf einem Blatt
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Die Dickmaulrüssler (Otiorhynchus) sind eine große biologische Gattung mit etwa 1000 Arten und Unterarten innerhalb der Ordnung der Käfer (Coleoptera). Die ursprünglich aus Asien und Europa stammenden Insekten wurden über Handel verschleppt, sind heutzutage weltweit verbreitet und als Pflanzenschädlinge gefürchtet. Problematisch sind Dickmaulrüssler vor allem für die Landwirtschaft, da sie viele Nutzpflanzen als Wirte nutzen. Die befallenen Pflanzen trifft es dabei gleich doppelt: Einerseits von den ausgewachsenen Käfern, die an den Blättern fressen, andererseits von ihren Larven, die im Boden leben und die Wurzeln beschädigen.

Aussehen, Merkmale und Verbreitung

Wie alle Käfer besitzen die Dickmaulrüssler drei gegliederte Beinpaare sowie panzerartige (sklerotisierte), schützende Deckflügel (so genannte Elytren). Letztere sind häufig stark gewölbt. Die ausgewachsenen Käfer (Imagines) werden zwischen 3 und 14 mm groß und sind meist dunkel oder braun gefärbt ohne metallischen Glanz und damit recht unauffällig. Typischerweise besitzen diese Insekten eine geriffelte oder gekörnte Rückenpartie, die oftmals mit dunkelbraunen oder gelben Punkten versehen ist. Das Markenzeichen der Dickmaulrüssler und namensgebend für diese ganze Käfergattung ist der prägnante und kräftige Rüssel. Dieser ist in der Regel nur doppelt so lang wie breit und an der Spitze mit so genannten Pterygien versehen. Dies sind wulstige, lappenartige Vergrößerungen neben den Fühlergruben, weswegen die Käfer auch als Lappenrüßler bezeichnet werden. Die Antennen sind hingegen eher unscheinbar: unverzweigt und kahl und nur selten behaart. Die Larven der Dickmaulrüssler sind schwieriger zu identifizieren. Sie sind beinlos und von der Größe her mit den Imagines vergleichbar, besitzen eine gelblich-weiße Färbung sowie eine braune Kopfkapsel. Charakteristisch ist ihre bauchwärts gekrümmte Erscheinung.

Dickmaulrüssler Aussehen und Lebensart

Ein Dickmaulrüssler auf dem Blütenstempel einer Pusteblume
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In Deutschland ist besonders der „gefurchte Dickmaulrüssler“ (Otiorhynchus sulcatus) bekannt und als Pflanzenschädling gefürchtet. Dieser frisst gerne an Eiben und Ahorn, Rosen- und Weinrebengewächsen (besonders an Kirschlorbeeren) sowie an Beerenobst wie Erdbeere oder Himbeere. Sein weites Spektrum an Wirtspflanzen macht ihn im Deutschland zum wirtschaftlich bedeutendsten Problemschädling und erschwert seine Bekämpfung. Man kann ihn gut anhand seiner gefurchten Deckflügel mit typischer dunkelbrauner Fleckung erkennen. Durch Verschleppung ist der Gefurchte Dickmaulrüssler mittlerweile auch in den USA und in Australien ein bedeutender Pflanzenschädling.
Auch der Luzernerüssler (Otiorhynchus ligustici) ist in Europa und somit auch in Deutschland weit verbreitet. Wie der Name schon vermuten lässt, frisst dieser gerne an Luzerne und kann dabei großen landwirtschaftlichen Schaden anrichten. Auch andere krautige Nutzpflanzen wie Rüben, Erd- oder Himbeeren sind oft betroffen. Man kann den Luzernerüssler anhand seiner stark gewölbten Deckflügel und seiner gelblich-braunen Schuppen identifizieren.

Lebensweise und Biologie des Dickmaulrüsslers

Dickmaulrüssler Biologie

Die frisch geschlüpfte Larve des Dickmaulrüsslers
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Alle ausgewachsenen Dickmaulrüssler sind nachtaktiv und flugunfähig. Im Freiland sind sie von April bis Oktober als Pflanzenschädlinge aktiv. Während des Tages ruhen die Käfer in schützenden Verstecken, wie etwa im Laub, im Mulch, am Fuße von Pflanzen oder auch in der obersten Erdschicht. Erst bei Dämmerung werden sie aktiv und fressen bevorzugt kleine Buchten in die Blattränder ihrer Wirtspflanzen. Dieser sehr typische Buchtenfraß hat ihnen auch den Spitznamen „Fahrkartenknipser“ beschert. Sie bevorzugen dabei krautige Pflanzen, sind aber nicht sehr spezifisch bei ihrem Befall und haben meist ein großes Wirtsspektrum. Mittels spezieller Härchen an ihren Vorderbeinen können Dickmaulrüssler sehr gut Vibrationen wahrnehmen. Bei Näherung einer potentiellen Gefahr lassen sie sich schnell auf den Boden fallen und suchen ein Versteck auf. In Verbindung mit ihrer Nachtaktivität sind das die Gründe, warum man sie als Gärtner eher selten zu Gesicht bekommt. Im Vergleich zu anderen Insekten kann der Dickmaulrüssler sehr alt werden: im Durschnitt lebt er 7 bis 12 Monate, in Einzelfällen bis zu mehreren Jahren. Somit müssen die Käfer auch häufig den Winter überstehen. Dies tun sie, indem sie bei sinkenden Temperaturen im Herbst geschützte, oftmals unterirdische Plätze aufsuchen (wie etwa im Wurzelballenbereich der Pflanzen) und dort in eine Winterruhe verfallen. In Gewächshaus oder Wintergarten reichen Temperaturen oftmals aus, so dass der Dickmaulrüssler hier ganzjährig aktiv sein kann.

Im Freiland erfolgt die Eiablage der Pflanzenschädlinge zwischen Juli und Oktober, meist päckchenweise und immer in direkter Nähe zu bevorzugten Wirtspflanzen (z.B. am Wurzelhals). Interessanterweise sind hierzulande alle Dickmaulrüssler Weibchen und sind in der Lage ohne Befruchtung von einem Männchen bis zu 1000 Eier abzulegen (so genannte Parthogenese). Dieser Umstand macht ihre Vermehrung sehr effizient. Die Eier sind rund und weiß und haben in etwa einen Durchmesser von 0,7 mm. Bei günstigen Temperaturen schlüpfen nach etwa drei Wochen die ersten Larven aus diesen Eiern. Optimale Temperatur dafür ist zwischen 16 und 27 °C. Auch die Bodenfeuchtigkeit spielt dabei eine entscheidende Rolle: Umso höher sie ist, umso mehr Larven der Dickmaulrüssler schlüpfen und überleben. Die geschlüpften Larven leben komplett unterirdisch und bevorzugen lockere, feuchte sowie humusreiche Erde. Zunächst ernähren sie sich von totem pflanzlichen Gewebe, Pilzen und nur feinen Wurzelhaaren. Im späteren Entwicklungsverlauf werden auch größere Wurzeln, Knollen oder gar der Wurzelhals von Pflanzen angefressen und damit beschädigt. Die Dauer der Larvenphase ist stark von den Außenbedingungen (Temperatur, Feuchtigkeit) abhängig und kann zwischen 2 und 12 Monaten betragen. Als Larve können Dickmaulrüssler auch problemlos überwintern und im Frühjahr wieder aktiv werden. Zwischen Larvenstadium und ausgewachsenem Käfer (Imago) kommt es zu einer ca. 3-wöchigen, unterirdischen Verpuppung. Insgesamt gibt es also im Freiland lediglich eine Generation pro Jahr, wohingegen im Wintergarten oder Gewächshaus alle Entwicklungsstadien ganzjährig auftreten können.

Das Schadbild durch den Dickmaulrüssler

Dickmaulrüssler Schadbild

Ein vom Dickmaulrüssler befallener Rhododendron
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Der verursachte Schaden vom Dickmaulrüssler in Haus, Garten und Landbau äußert sich in zweierlei Hinsicht: einerseits der oberirdische Fraßschaden der ausgewachsenen Käfer an Blättern und Pflanzenteilen sowie andererseits der unterirdische Fraßschaden der Larven an den Wurzeln. Das Schadbild der Käfer an den Blättern ist dabei sehr typisch und schnell zu identifizieren, das Schadbild der Larven hingegen ist recht unspezifisch und schwerer zu erkennen. Auch zeigen befallene Pflanzen bei Wurzelschädigungen erst mit zeitlicher Verzögerung erste Symptome. Ist der Wurzelhals der Wirtspflanzen stark beschädigt, führt dies häufig zum kompletten Absterben der Pflanze. Die Schwere des Schadbilds sowie die Schwierigkeit der Identifizierung machen die Larven des Dickmaulrüsslers wesentlich gefährlicher für Pflanzen als der Käfer selbst. Die nachfolgende Tabelle fasst mögliche Symptome bei einem Dickmaulrüssler-Befall zusammen.

Dickmaulrüssler Schadbild im Überblick
PflanzenschädlingBevorzugte PflanzenSchadbild
Ausgewachsener Dickmaulrüssler (Imago)- Krautige Pflanzen
- Nutzpflanzen: Weinreben, Himbeeren, Erdbeeren, Rüben, Luzernen u.v.m.
- Zierpflanzen: Eiben, Lorbeerkirschen, Rosen, Stauden, Rhododendren, Primeln, Veilchen, Bergenien u.v.m.
- Oberirdisches Schadbild: Typischer Buchtenfraß an den Blatträndern (bogenförmig), Fraßschäden an der Rinde der Triebspitzen, schlechter Allgemeinzustand der Pflanzen.
Larven des Dickmaulrüsslers- Unspezifisch- Unterirdisches Schadbild: Angefressene Wurzeln sowie Stammbasis und Wurzelhals, Entrindung der Wurzeln, ausgehöhlte Knollen (bspw. bei Veilchen).
- Oberirdisches Schadbild: Schlechter Allgemeinzustand der Pflanzen, Welken, Kümmerwuchs, Verfärbungen der Blätter, Abgenagte Stamm- und Stängelbereiche in Bodennähe